In meiner Praxis werde ich immer wieder mit einem Vorurteil über Hypnose konfrontiert, das wohl manchmal von den „mystischen“ Darstellungen über Hypnose in Film, Funk und Medien herrührt – nämlich, dass ein Mensch einen anderen Menschen gegen seinen Willen hypnotisieren könnte. Soetwas geht nicht! Ich will auch erklären warum.
Bei der hypnotischen Trance handelt es sich um einen natürlichen Zustand, der sich vom Wach- als auch vom Schlafzustand unterscheidet. In Trance ist man voll auf eine „Erlebniswelt“ konzentriert ist. Und konzentrieren kann man sich bekanntlicherweise nur selbst. Entweder wir tun das bewusst selbst, wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf eine Tätigkeit oder einen Zustand bündeln, oder es geschieht ganz unwillkürlich, wenn wir uns von unseren Tagträumen absorbieren lassen und alles andere um uns herum zu vergessen scheinen. Manchmal genügt nur ein Song oder ein Musikstück, um uns an eine bestimmte Situation in unserem Leben zu erinnern und entsprechende Erlebnismuster in uns zu (re-)aktivieren. Und schwupp, wir driften mit unserer Aufmerksamkeit ab – äußere Reize werden unwichtiger und Erinnerungen sowie Erlebnisinhalte steigen ganz unwillkürlich in uns auf. Und das alles nur, weil wir unsere Aufmerksamkeit in eine gewisse Richtung lenken und dadurch entsprechende Erlebnisinhalte lebendig werden lassen.
Und genau darum geht es auch bei der Nutzung von Hypnose zu therapeutischen Zwecken: als erfahrene Hypnotherapeuten verhelfen wir Menschen, die um Rat suchen, dabei, ihre Aufmerksamkeit so zu bündeln (meist die Aufmerksamkeit auf inneres Erleben zu richten), dass leidvolle Symptome gelindert, belastende Situationen emotional neu bewertet oder innere Blockaden aufgelöst werden können. Der Begriff „Hypnotherapeut“ ist gerade auch aus diesem Grund nach meinem Befinden falsch – wir „therapieren“ nämlich nicht „von außen“, sondern begleiten Menschen vielmehr bei einem Selbstheilungsprozess. Und das auf möglichst professionellem Niveau und zielgerichtet, damit der Mensch, der sich Rat suchend an uns wendet, sein Ziel erreicht.
Wenn „Begleiten in eine hypnotische Trance“ bedeutet, dass man die Aufmerksamkeit eines Menschen auf eine bestimmte Art und Weise bindet, dann haben auch Sie schon viele Menschen in eine Trance begleitet. Da gehe ich jede Wette ein, oder haben Sie noch nie:
- Kindern eine Geschichte vorgelesen?
- Bekannten einen Urlaub auf allen Sinneskanälen geschildert?
- Guten Freunden von emotional bewegenden Ereignissen erzählt?
Falls doch, dann haben Sie wahrscheinlich unbewusst genau das getan, was Hypnotherapeuten weltweit tagtäglich ganz bewusst tun: Aufmerksamkeit lenken!
Seien Sie neugierig und beobachten Sie einfach einmal, wann Sie das nächste Mal jemanden in eine Trance begleiten.
Ihr Marco Ramadani
Wetten, dass Sie schon einmal jemanden in eine hypnotische Trance begleitet haben!,
Wetten dass sich in diesem Text die Einleitung zu einer hypnotischen Trance versteckt um das neue Lernen und verstehen besser integrieren zu können? 🙂