Worte können – bedacht gewählt und im richtigen Moment ausgesprochen – große Wirkung hinterlassen. Worte können in besonderen Fällen sogar Leben retten, wie das so genannte „Kansas-Experiment“ des amerikanischen Psychiater M. Erik Wright belegt. Bei dieser Untersuchung Anfang der 70er Jahre wurden Rettungssanitäter in zwei Gruppen eingeteilt. Die Kontrollgruppe erhielt keine besonderen Anweisungen und versorgte die Patienten auf die gewohnte Art und Weise. Die andere Gruppe von Rettungshelfern (Paramedics) befolgte folgende Anweisungen:
- Unfallopfer vor Lärm, Umwelteinflüssen sowie Schaulustigen schützen.
- Mit ruhiger Stimme dem Patienten (egal ob wach oder bewusstlos) einen einfachen Text wiederholt ins Ohr sprechen, ohne die Notfallbehandlung zu verzögern oder zu unterbrechen.
- Jede negative oder belanglose Unterhaltung zwischen den Helfern vermeiden.
Diese Maßnahmen führten im Vergleich zur Kontrollgruppe zu einer signifikant höheren Überlebensrate beim Transport zur Klinik, zu kürzerem Krankenhausaufenthalt und schnellerer Genesung.
Der Text, den die Rettungssanitäter den Patienten ins Ohr sprachen, lautete wie folgt:
Das Schlimmste ist vorbei. Wir bringen Sie jetzt ins Krankenhaus. Ihr Körper kann sich ganz auf seine Selbstheilungskräft e konzentrieren, während Sie sich jetzt ganz geborgen fühlen können. Und lassen Sie alle Organe, Ihr Herz, Ihre Blutgefäße sich selbst in einen Zustand versetzen, der Ihr Überleben und eine rasche Heilung sicherstellt. Bluten Sie gerade soviel, wie nötig ist, die Wunden zu reinigen, und lassen Sie dann Ihre Gefäße sich von selbst so weit verschließen, dass Ihr Leben gesichert ist. Ihre Körperfunktionen, Ihre Körpertemperatur – alles – wird bestmöglich aufrechterhalten, während im Krankenhaus schon alles für Ihre optimale Versorgung hergerichtet wird. Wir bringen Sie so schnell und sicher wie nur möglich dorthin. Sie sind jetzt in Sicherheit. Das Schlimmste ist vorbei.
Der Text ist quasi eine Aneinanderreihung von so genannte Positiv-Suggestionen, die dem Patienten das Gefühl geben können, dass er jetzt erstens versorgt wird und sich zweitens auf sich und seinen Organismus konzentrieren kann. Dadurch, dass die Santitäter auf jegliche belanglose Konversation verzichten, wird verhindert, dass eventuell unbeabsichtigt Negativ-Suggestionen gegeben werden.
Wie lässt sich erklären, dass diese Suggestionen so große Wirkung hinterlassen? – Patienten, die physisch oder psychisch traumatisiert wurden, gehen spontan in einen Trancezustand. Sie spalten sich sozusagen ab. Das ist ein sehr sinnvoller Mechanismus, den die Natur uns Menschen geschenkt hat, um mit Traumatisierungen fertig zu werden. Der Zustand ähnelt einer tiefen Hypnose. Und in diesem Zustand können die gegebenen Suggestionen inf tieferen Bewusstseinsebenen direkt ihre Wirkung entfalten.
Viel Spass beim Einprägen-für-Notfallsituationen,
Doc Ramadani
PS.: Der englischsprachige Originaltext von M. Erik Wright aus dem Kansas-Experiment lautet:
„The worst is over. We are taking you to the hospital. Everything is being made ready. Let your body concentrate on repairing itself and feeling secure. Let your heart, your blood vessels, everything bring themselves into a state of preserving your life. Bleed just enough so as to cleanse the wound, and let the blood vessels close down so that your life is preserved. Your body weight, your body heat, everything, is being maintained. Things are being made ready at the hospital for you. We’re getting there as quickly and safely as possible. You are now in a safe position. The worst is over.“
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